Bodenreform/Kollektivierung - Produktivitätssteigerung - Soziale Sicherung
1945: Bodenreform im Kreis Greiz und Pahren
Die Bodenreform im Kreis Greiz (Ostthüringen) wurde im Sommer 1945 begonnen. Grundlage der Reform war das Gesetz über die Bodenreform des Landes Thüringen vom 10.09.1945. Es wurde angestrebt, jedem landarmen bzw. landlosen Bauern zu einem eigenen Gehöft zu verhelfen, was die Sowjetische Militäradministration mit ihrem Befehl 209 vom 09.09.1945 unterstützte. In Pahren wurde 1945 im Zuge der Bodenreform das Staatsgut aufgelöst und das Land von ehemals aktiven Nationalsozialisten verteilt. Zehn Neubauern und Umsiedlerfamilien wurden neue Eigentümer des Bodens.
1945 bis 1991: Kollektivierung, Produktivität und Soziales der LPG “Einheit” Pahren
Der Name “Einheit”, der der LPG in Pahren gegeben wurde, leitete sich ab von dem Bestreben der einheitlichen Arbeit in den Genossenschaften und vom Wunsch nach einer Einheit Deutschlands.
1952 beginnt für die Pahrener Bauern ein langwieriger und schwieriger Prozess der Kollektivierung, der zunächst von den 10 Neubauern getragen wurde. Die Ausgangssituation in Pahren war relativ günstig für die Gründung von Genossenschaften. In der Tradition von Raiffeisen- und Druschgenossenschaften wurde bereits 1947 ein gemeinsamer Maschinenhof eingerichtet. Am 30. März 1954 schlossen sich elf Bauern zur LPG “Einheit” (Typ I = Gemeinsame Ackernutzung) zusammen. Die LPG hatte 63 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LNF). Während der schwierigen Stabilisierungsphase der LPG half der Patenbetrieb VEB “Verbandwatte” Zeulenroda durch Unterstützung bei der Ernte (1955 540 Std.), Hilfe in der Buchhaltung und Ferienbetreuung der Kinder. 1958 war die LPG “Einheit” so weit stabilisiert, dass sie sich zum LPG Typ III (Gemeinsame Vieh- und Bodennutzung) wandeln konnte.
Quelle: Bundesarchiv |
Ende der 50er Jahre begann die SED die Gründung von LPG'n zu beschleunigen. Zahlreiche unabhängige Bauern traten den Genossenschaften bei. In Pahren wurde parallel die LPG Typ I "Gute Quelle" gegründet. Anfang der 60er Jahre war Pahren vollgenossenschaftlich. In dieser Zeit übernahm die LPG bereits zunehmend soziale Aufgaben für das Dorf. So wurde 1959 ein Kulturraum eingerichtet und der Kindergarten ausgebaut.
1966/67 traten der LPG "Einheit" die 13 besten Betriebe der LPG Typ I bei. Damit wuchs die landwirtschaftliche Nutzfläche der Genossenschaft auf 785 ha. Mit dem verstärkten Ausbau der Milchviehanlage 1968 und einer großen Schweinezuchtanlage Anfang der 70er Jahre gelangen wichtige Schritte zu erhöhter Produktivität.
Nach Überwindung zahlreicher Probleme wurden am 1. Januar 1976 die "LPG Pflanzenproduktion Auma" mit rd. 6.500 ha und die "LPG Tierproduktion “Einheit” Pahren" gegründet. Es handelte sich dabei um das Ergebnis einer voranschreitenden Konzentration und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion hin zu einer industriemäßigen Produktion mit zunehmender Arbeitsproduktivität. Die industrielle Produktion begann den Lebensrhythmus im Dorf zu bestimmen; Beispiel dafür war die Schichtarbeit.
Die LPG’n prägten das Leben im Dorf. Sie beteiligten sich am Ausbau der Arbeits- und Lebensbedingungen, wie dem Bau von Wohnungen und Eigenheimen, dem Ausbau von Kindergärten und Gemeinschaftsküchen.
Schwerpunkt der 80er Jahre war die Intensivierung der Landwirtschaft. Erhöhung der Flächenproduktivität und Erhöhung der Milch und Fleischleistung durch moderne Produktionsmethoden unter Einbeziehung immer besserer Arbeitsbedingungen standen auf der Agenda.
Die LPG “Einheit” Pahren produzierte bis zur politischen Wende 1990 an folgenden Standorten:
- Pahren (Milchvieh),
- Muntscha (Milchvieh und Mühle),
- Silberfeld (Milchvieh und Rindermast) und
- Wenigenauma (Werkstatt, Kartoffellagerhaus, Strohpelettsproduktion)